Treffen Sie David, Deutschlehrer am German Online Institute seit 2019
Einführung:
David, mit einem BA in Germanistik und einem MA in Angewandter Linguistik, ist seit 2010 Deutschlehrer und hat sich auf den Unterricht für Erwachsene spezialisiert, mit Fokus auf interkulturelle Kommunikation. David gestaltet seine Unterrichtsstunden interaktiv und zielorientiert. Er hat umfangreiche internationale Erfahrungen gesammelt, indem er auf drei verschiedenen Kontinenten unterrichtet hat. David genießt es, seine Schüler*innen auf ihrer Sprachreise zu begleiten und ihre Fortschritte zu sehen.
Was hat Sie dazu bewogen, auf drei verschiedenen Kontinenten Deutsch zu unterrichten, und wie hat das Ihre Lehrmethoden beeinflusst?
Ich denke, dass man jede Gelegenheit nutzen sollte, um mal eine Zeit lang im Ausland zu leben und zu arbeiten. Meine drei Kontinente bis jetzt sind Europa (Deutschland), Nordamerika (Mexiko) und Asien (Kasachstan). Jede Kultur und somit auch die Schüler und der Unterricht hat so viel zu bieten und man lernt so viel, dass es einen bewusst oder unbewusst verändert und das wiederum den Unterrichtsstil mitprägt. Der aufmerksame Leser hat „bis jetzt“ gelesen und das aus gutem Grund: Ich möchte unbedingt in Zukunft weitere solche Erfahrungen sammeln und in anderen Ländern unterrichten. Wenn ich beispielsweise in einer Klasse Schüler aus unterschiedlichen Ländern habe, kann ich mich viel besser auf sie einstellen, weil ich ihre Geschichte und Lernerfahrungen viel besser einschätzen kann.
Wie schaffen Sie es, Ihren Unterricht unterhaltsam und gleichzeitig lehrreich zu gestalten? Haben Sie spezielle Techniken oder Ansätze?
Aus meiner Sicht ist das A und O das Eingehen auf die Schüler. Schließlich kennt das wahrscheinlich jeder aus eigener Erfahrung: Wenn man etwas lernt, obwohl man keinen Spaß daran hat, dann möchte man freiwillig nicht weitermachen. Deshalb ist die Meinung und sind die Wünsche meiner Schüler nach Themen und Schwerpunkten wegweisend für einen gelungenen Unterricht. Sobald die Schüler nicht nur in den Unterricht, sondern auch zu gewissen Teilen in die Unterrichtsplanung einbezogen werden, dreht sich alles mehr um sie und nicht um die Lehrkraft oder die Sprache. Dadurch sind die Schüler motivierter und der Unterricht ist unterhaltsamer, weil er das anspricht, was die Mehrheit der Klasse interessiert.
Sie sagen, dass man nicht immer alles sofort verstehen muss. Wie integrieren Sie dieses Prinzip in Ihren Unterricht, und wie reagieren die Schüler darauf?
Wenn ich im Unterricht zugeben muss, dass ich gerade keine Antwort auf eine meist doch sehr spezifische Frage habe, dann sehen die Schüler, dass ich auch nur ein Mensch bin und nicht alles weiß. Ich schlüpfe für einen Moment sozusagen aus meiner Lehrerrolle raus und stehen als Schüler vor ihnen, der, wie die Klasse auch, noch etwas lernen muss.
Natürlich suche ich nach der Klasse immer eine Antwort und, wenn möglich, auch eine Übung zu dem Thema, sodass ich in der nächsten Stunde die Erklärung nachliefern kann. Dann sehen die Schüler, dass ich es ernst meine und ich nicht nur im Unterricht ihr Lehrer bin, sondern auch danach noch Zeit für ihre Fragen und Probleme investiere.
Inwiefern hat die Erfahrung, digitale Unterrichtsmaterialien zu entwickeln, Ihren Ansatz in der Sprachvermittlung beeinflusst?
Digitale Medien sollten meiner Meinung nach auch im Präsenz-Unterricht genutzt werden. Schließlich kann der Unterricht dadurch noch lebhafter und interessanter gestaltet werden. Die Entwicklung von digitalem Unterrichtsmaterial hat mir geholfen, noch besser und schneller erkennen zu können, welche Werkzeuge und Webseiten ich nutzen möchte und welche wahrscheinlich auch Erfolg versprechen. Die Vielzahl im Internet ist gigantisch, aber nicht alles, was es gibt und Geld kostet, ist auch gut.
TECHNOLOGIE BEIM DEUTSCH LERNEN
Können Sie Beispiele teilen, wie Sie digitale Tools erfolgreich im Deutschunterricht einsetzen?
Der Unterricht beim German Online Institute ist online, insofern ist es hier automatisch 100 % digital. Von Google Classroom zu Google Meet und Google Docs. Abgesehen davon steht einem das weite Internet zur Verfügung und dort bin ich immer wieder auf der Suche nach Webseiten, mit denen man kleine Unterrichtseinheiten gestalten kann, wie zum Beispiel https://wordwall.net/. Wichtig ist es, seine Grenzen zu kennen und immer den didaktischen Sinn einer Übung zu hinterfragen. Also eine neue Webseite oder App zu benutzen, nur, weil sie „cool“ ist, ist mit Sicherheit nicht so gut, als wenn man mit einer „veralteten“ Seite etwas wirklich Sinnvolles für den Unterricht macht.
Wie stehen Sie zur Nutzung von KI für schriftliche Hausaufgaben? Gibt es Situationen, in denen KI doch von Nutzen sein kann?
KI ist sicherlich ein großartiges Werkzeug, wenn man weiß, wie man es benutzen soll. Sobald jedoch die KI die (schriftlichen) Hausaufgaben macht, werden Hausaufgaben überflüssig. Benutzt man es aber, um sich seine Fehler anzeigen und erklären zu lassen, dann hilft es, die geschriebenen Texte besser zu formulieren und dabei auch noch von den eigenen Fehlern zu lernen. Leider bekomme ich mittlerweile auch von Anfängern perfekt geschriebene Texte, die ganz eindeutig eine KI oder die Textkorrektur von Google (mit)geschrieben haben. In solchen Fällen frage ich die Schüler immer nach der Bedeutung von einzelnen Wörtern. Wenn sie diese kennen, dann freut es mich, weil sie nicht nur irgend etwas kopiert haben, sondern sich dann wenigstens noch mal hingesetzt und übersetzt habe, was da wirklich steht. Dummerweise kommt es aber auch vor, dass die Schüler keine Ahnung haben, was dort eigentlich steht. Das nehme ich dann als Beispiel und erkläre, warum es für mich als Lehrer nicht interessant ist, einen von der KI geschriebenen Text zu „korrigieren“ und warum es für den Fortschritt des Schülers nicht hilfreich ist. Die meisten verstehen das, was aber nicht heißt, dass sie KI deshalb nicht mehr benutzen.
MENTOR
Als Lehrermentor bei GOI haben Sie viele Lehrkräfte betreut. Welche gemeinsamen Herausforderungen haben Sie dabei festgestellt und wie haben Sie diese angegangen?
Jede Lehrkraft, wie auch jeder Schüler, haben ein anderes Hintergrundwissen und unterschiedliche Herangehensweisen an Themen und Problemen. Was einigen sofort klar ist, dauert bei anderen ein bisschen länger. Eine Gemeinsamkeit ist aber sicherlich, dass eine neue Herausforderung erstmal ungewohnt und auch beängstigend sein kann. Hier ist es wichtig, noch näher zusammenzurücken und die Angst zu nehmen. Geduld und ein neuer Ansatz zur Erklärung sind zentral. Eine gute Einarbeitung, oder im Klassenzimmer ein herzliches Willkommen, minimiert spätere Misserfolge und zeigt den Kollegen bzw. Schülern, dass sie auf mich auch später wieder zukommen können.
Welche Ratschläge würden Sie neuen Deutschlehrern geben, die gerade erst ihre Karriere beginnen?
Verstellt euch nicht, denn das durchschauen Schüler sofort. Findet euren Weg, bleibt aber nicht stur auf diesem gehen, sondern passt euch euren Schülern an und seid neuen Lehrmethoden und Technologien gegenüber offen.
Was war die größte Lektion, die Sie als Mentor gelernt haben, und wie hat das Ihre eigene Lehrtätigkeit beeinflusst?
Wahrscheinlich die Erkenntnis, dass wir alle unser Leben lang Schüler bleiben. Auch Lehrer sind Schüler, nur haben sich die Themen und Inhalte verschoben. So wie sich ein Lehrer darüber aufregen kann, dass die Schüler den Wortschatz nicht gelernt und die Hausaufgabe nicht gemacht haben, „vergessen“ Lehrkräfte, ihnen zugewiesene Aufgaben pünktlich zu erledigen. Schon deswegen kann ich meinen Schülern nicht all zu böse sein, da ich auch nicht immer alles jederzeit perfekt mache und auf gewisse Sachen mal weniger Lust habe bzw. sie einfach liegen lasse.
UNTERRICHTSPHILOSOPHIE
Wie bewerten Sie die Bedeutung von Humor im Sprachunterricht und wie setzen Sie diesen in Ihren Klassen ein?
Wenn sich zwischen Lehrkraft und Schüler ein Humor entwickelt, dann bedeutet das nichts anderes, dass sich die Personen sehr gut miteinander verstehen. Das kann auch schon auf einem Anfängerniveau passieren. Und da Spaß und Vertrauen und gegenseitiger Respekt extrem wichtig für guten Unterricht sind, ist das mehr oder weniger eine Grundvoraussetzung. Klar, muss es nicht so weit kommen, dass man gegenseitig seine die Sätze beendet, aber ich möchte auch ein wenig das Privatleben meiner Schüler kennenlernen (durch Erzählungen), um so noch besser auf sie und ihre Wünsche eingehen zu können. Wenn ich weiß, was der Schüler macht, so verstehe ich ihn besser und kann dann entscheiden, ob der ein oder andere Witz angebracht ist oder nicht oder ob ich Ironie und Sarkasmus in diesem Unterricht verwenden kann oder nicht.
Wie gehen Sie mit unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten und -stilen in multikulturellen Klassen um?
Das ist ein sehr schwieriges Thema. Schließlich muss man einerseits mit allen Schülern voranschreiten, andererseits möchte man keinen zurücklassen. Prinzipiell vertrete ich die Meinung, dass mehr Übungen für alle gut sind. Auch für die, die das Thema schon glauben zu beherrschen. Irgendwann kann aber der Punkt erreicht sein, dass ich ein Thema nicht noch ein weiteres Mal für die ganze Klasse präsentiere. In diesem Fall würde ich die entsprechende Person bitten, nach dem Unterricht oder vor der nächsten Stunde zu mir zu kommen, um die Fragen und Probleme gezielt im Eins-zu-Eins anzugehen. Außerdem würde ich schauen, dieser Person gezielt mehr und kleinschrittige Hausaufgaben aufzugeben, damit sie das Thema weiter lernen kann. Und dann, ganz wichtig, immer wieder nachfragen und dranbleiben, wie sie mit dem Thema vorankommt. Dafür kann man sich auch im Unterricht Zeit nehmen, wenn es zum Beispiel eine Gruppenarbeit gibt und ich denke, dass die Zeit jetzt besser genutzt ist, mit eben jener Person über das spezifische Thema zu reden. Wenn ich als Lehrkraft dranbleibe, dann macht das der Schüler auch.
Wie messen Sie den Erfolg in Ihrem Unterricht, und welche Indikatoren sind Ihnen dabei besonders wichtig?
Erfolg ist für mich, wenn sich Schüler wohlfühlen und dabei Fortschritte machen; auf einer persönlichen Ebene. Zum Glück ist der Sprachunterricht meistens nicht vergleichbar mit regulärem Schulunterricht, sodass wir nicht jede Woche einen benoteten Test machen müssen. Dieser (Leistungs)Druck nimmt Spaß aus dem Unterricht. Klar ist auch, dass am Ende eines Kapitels nicht alle alles perfekt können. Aber die meisten Themen im Fremdsprachenunterricht wiederholen sich immer wieder und wenn beim nächsten Mal wenigstens die Basis vorhanden ist und man darauf aufbauen kann, dann ist das für mich schon ein Erfolg. Viele Themen sind auch so komplex und vielschichtig, dass man sie nicht innerhalb ein paar weniger Unterrichtseinheiten abhandeln kann. Ich denke da nur an Akkusativ und Dativ, die Präpositionen etc.
Den Schülern diesen Erfolg und Fortschritt klar sichtbar zu machen, spielt eine mindestens genauso große Rolle. Wenn ein Schüler das Gefühl hat, nichts zu lernen und sich nicht zu verbessern, dann hinterfragt er zurecht, warum er überhaupt in den Unterricht kommt. Ein Vorher-Nachher-Vergleich ist hier sehr hilfreich, wobei das nicht immer so einfach ist, sichtbar zu machen. Eine Möglichkeit wäre, die selbe Übung, die der Schüler am Anfang eines Lernpakets eher nicht so gut gemacht hat, zum Ende nochmal machen zu lassen. Das öffnet oft schon die Augen, weil die Übung dann viel leichter fällt und hoffentlich weniger Fehler geschehen.
Was war eines der ungewöhnlichsten oder überraschendsten Erlebnisse, das Sie beim Unterrichten auf internationaler Ebene hatten?
Das Verhältnis Lehrer-Schüler ist in lateinamerikanischen Ländern ganz anders als zum Beispiel in Deutschland. Dort passiert es regelmäßig, dass die Schüler zum Unterrichtsende klatschen und sich beim Verlassen des Klassenzimmers für den Unterricht bedanken. Ob das immer ganz aufrichtig und ernst gemeint ist, kann man mal in den Raum stellen. Aber allein die Tatsache, dass es passiert, zeigt eine positive Einstellung zum Thema Schule allgemein.
Eine schöne Geschichte, die mir in diesem Kontext immer wieder in den Sinn kommt ist, dass ich in meinem ersten Jahr in Mexiko den Unterricht beginnen wollte, mich aber eine Schülerin unterbrochen hat und meinte, dass heute ihr Geburtstag ist. Ich habe sie nur etwas verdutzt angeschaut und ihr alles Gute gewünscht. Daraufhin ist sie aufgestanden, zu mir gekommen und hat mich gefragt, ob sie eine Geburtstagsumarmung bekommt.
Natürlich muss man als Lehrkraft immer aufpassen, dass keine Grenzen überschritten werden, aber bei so einer eher lockeren Atmosphäre macht das Unterrichten mehr Spaß und das versuche ich auch in meine Klassen zu transportieren.
TRENDS
Welche zukünftigen Trends im Sprachunterricht sehen Sie als besonders vielversprechend oder wichtig an?
Ich glaube, dass Sprachunterricht noch für viele Jahre eine Bedeutung in der Gesellschaft spielen wird. Natürlich gibt es mittlerweile viele Apps, die man benutzen kann, um zu verstehen, was im Restaurant auf der Speisekarte steht oder wie viel Yen ein Euro sind. Aber einerseits decken solche Apps keine Kommunikation ab und andererseits lassen sie dich nicht die Kultur verstehen. Kommunikation auf Augenhöhe funktioniert dann am besten, wenn sich die Personen ohne App und simultan verständigen können. Wenn gesprochene Sprache erst übersetzt werden muss, dann geht immer ein kleiner Anteil in der Zielsprache verloren.
Dennoch werden Apps oder KI auch im Sprachunterricht eine immer größere Rolle spielen. Sei es, um die Aussprache zu trainieren, um Hörverstehen noch mehr zu personalisieren, in dem Schüler nicht nur Audios anhören, sondern damit durch Fragen auch interagieren können, oder um bei der Textkorrektur und Fehlererkennung zu helfen. Wichtig ist hierbei, dass sich die Lehrkräfte nicht abhängen lassen und die Technologien verstehen und wissen, wie sie sie im Unterricht anwenden können.
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